Samstag, 13. April 2013

Wiener Spaziergänge - Ausgetretene Touristenpfade



Hallo Leute!
Auch Bücher gehören zu Wien. Es gibt unzählige verschiedene Reiseführer und Geschichten erzählende Bücher aus und über Wien. Ein paar davon werde ich euch im Rahmen des Blogs vorstellen! Heute stelle ich euch mal wieder ein nettes Buch zu meiner Wahlheimat vor, welches ich kürzlich als echtes Schnäppchen in einer Wiener Buchhandlung erstehen konnte...

Merian live - Wiener Spaziergänge
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^

Daten
^^^^^^^^^^
Autorin: Gabriele Buchas
Verlag Merian
ISBN: 978-3-8342-0513-1
Preis: eigentlich 12,95€, ich habe bei Thalia Wien Mitte 2,99€ gezahlt.
Erscheinungsjahr: 2009


Inhalt
^^^^^^^^^^^
Das Buch beginnt mit einem kurzen historischen Abriss über Wien von den ersten Siedlungen über die Habsburger bis in die heutige Zeit.

Dann werden die 10 Spaziergänge vorgestellt, auf denen man Wien entdecken kann.

Spaziergang 1: Die Highlights der Innenstadt

Der erste Spaziergang beginnt am Stephansplatz, geht dann am Graben entlang, vorbei an der Pestsäule zum Michaelerplatz und zur Hofburg, dann hinüber zum Heldenplatz, zurück zum Josephsplatz mit der Augustinerkirche und schließlich zur Kapuzinergruft.

Der Spaziergang ist recht nett, auch wenn ich ihn etwas anders geführt hätte, nicht direkt an der Pestsäule über die Habsburgergasse Richtung Hofburg, sondern am Ende des Grabens über den Kohlmarkt. Die Straße am Kohlmarkt führt direkt gerade auf das Portal der Hofburg zu, das ist ein Umweg von 5 Minuten, man geht an Luis Vuiton und Tiffanys vorbei und kommt direkt auf den Eingang zu. Schaut einfach besser aus.

Ansonsten ist dieser Weg wohl der absolute Touristen-Standard. Hier wird man im Sommer Millionen von Japanern treffen. Das ist ein Weg, den man kennt und den ich sicher auch schon mit jedem Besuch gelaufen bin.

Spaziergang 2: Alt-Wien in den Vierteln um den Dom

Der zweite Spaziergang ist ein kleines bisschen weiter, beginnt aber ebenfalls am Stephansplatz und führt im wesentlichen durch das griechische und jüdische Viertel bis hin zum Schwedenplatz. Man kommt vorbei am Deutschordenshaus, dem Figaro-Haus, dem Heiligenkreuzer Hof und der griechisch-orthodoxen Kirche und landet schließlich bei der Synagoge in der Nähe des Schwedenplatzes.

Der Weg ist ganz nett und vor allem nicht gar so sehr von Touristen überlaufen. Er führt durch nette, enge Gassen, die selbst der versierte Wiener mit dem Auto meidet (die wenigsten Wiener fahren mit dem Auto in den ersten Bezirk). Dafür hat man aber auch nicht die klassischen Wiener Sehenswürdigkeiten, die der Europa in 7 Tagen Amerikaner bzw. Chinese auf seiner Route braucht und deshalb hat man auch im Sommer relative Ruhe.

Spaziergang 3: Jugendstil und Moderne

Den nächsten Spaziergang startet man am Wiener Karlsplatz, vorbei an der Secession und der Staatsoper kommt man am Hotel Sacher und der Albertina vorbei erneut in den Burggarten und zur Hofburg, dann geht es am Kohlmarkt Richtung Graben und von dort aus Richung Anker-Uhr.

Der Spaziergang ist ebenfalls recht nett. Auf dem Weg kann man in jedem Falle viele Museen besichtigen, vom Karlsplatzpavillion von Otto Wagner über die Secession  bis hin zum Eckcafe Museum wird hier einiges geboten.

Spaziergang 4: "Ich küsse dich aber - tausendmal!"

Der Spaziergang beginnt bei der U-Bahn Station Herrengasse (U3) und führt vorbei am Puppen- und Spielzeugmuseum und dem Feuerwehrmuseum wieder über den Kohlmarkt zum Michaelerplatz, dann vorbei am Dorotheum und dem Donnerbrunnen zum Stephansdom und zum Figarohaus.

Auf diesem Weg wird man entlang der Wirkungsstätten von Mozart, Beethoven, Haydn und Salieri geführt, die man natürlich vor allem im Mozarthaus (bzw. Figaro-Haus) sieht. Der Spaziergang ist ganz nett, unterscheidet sich am Ende aber nicht wirklich von 1-3.

Spaziergang 5: Treffpunkt: Im Kaffeehaus

Das Kaffeehaus ist dem Wiener das allerwichtigste. Auf der Route vom Karlsplatz zum Cafe Hawelka kommt man allen wichtigen Wiener Kaffeehäusern vorbei. Entlang der Strecke kommt man an allen möglichen Cafes vorbei, moderne und sehr traditionsreiche Cafes wechseln sich hierbei ab. Ich liebe ja das Cafe Hawelka, auch wenn es inzwischen eine reine Touristenfalle ist. Aber das Originalinterieur des Künstlercafes aus dem Jahre 1939 ist einfach Sagenhaft!

Spaziergang 6: Lebenslust entlang des Donaukanals

Diese Tour beginnt beim Hundertwasserhaus und folgt dann dem Donaukanal. Hier sind vor allem zwischen der Urania und der Salztorbrücke zahlreiche Bars beheimatet.

Die Tour ist eigentlich nur im Sommer wirklich interessant, wenn man sich Abends bei der Strandbar Hermann in den Liegestuhl legen kann mit einem Drink in der Hand. Im Winter ist hier weniger los. Witzig ist übrigens, dass hier an der Salztorbrücke die Curry-Wurstbotschaft eröffnet hat... Außerdem liegt hier im Sommer ein Badeschiff.

Spaziergang 7: Barocke Pracht, quirliges Marktleben

Diese Tour führt vom oberen Belvedere vorbei am Palais Schwarzenberg und dem Karlsplatz zum Naschmarkt. Hier werden vor allem das riesige Barockschloss und der Barocke Schwarzenbergplatz erwähnt. Der Karlsplatz mit der Karlskirche und schließlich der wirklich tolle Naschmarkt.

Die Tour ist ebenfalls nett, vor allem weil sie nicht allzu weit ist.

Spaziergang 8: MuseumsQuartier und Spittelberg

Die Tour führt vom Volkstheater zum Spittelberg und endet in der Burggasse. Hier sieht man auf der einen Seite vor allem Museen. Sie führt vorbei am Maria-Theresien-Platz mit den doppelten Museen (NHM und KHM). Dann geht es in einer Runde vorbei an der Kunsthalle und dem Leopoldmuseum rauf auf den 20 m hohen Spittelberg.

Die Tour ist nett wenn man so viele Museen wie möglich an einem Tag besuchen will, sie als Spaziergang zu bezeichnen ist allerdings mehr ein Witz.

Spaziergang 9: Verkauft's mein G'wand...

Die Wiener pflegen einen besonderen Totenkult - die schöne Leich. Daher gehört ein Besuch auf dem Zentralfriedhof zum Pflichtprogramm. Die Tour beginnt bei Tor 1 (erreichbar mit der 71 oder der 6) und endet bei Tor 3. Sie führt über den alten jüdischen Friedhof zur Borromäus-Kirche, vorbei an den Gräbern von Beethoven und Hadyn und den Österreichischen Präsidenten, weiter zu den Kriegsgräbern, vorbei am Ehrenfriedhof und Gedenkstätten sämtlicher Wiener Tragödien vom Ringtheaterbrand bis zum Bürgerkrieg 1934. Schließlich kommt man nooch zur Syrisch-orthodoxen Abteilung.

Die Tour ist ganz nett, aber aus eigener Erfahrung gibt es einem mehr, wenn man sich beim Einlass einen Plan besorgt und einfach loszieht. Ich finde es zum Beispiel Schade, dass es nicht mehr über den alten jüdischen Friedhof geht, der ist sehr ruhig und hier findet man ganze Rudel Wildtiere - letzten Sonntag haben wir dort 6 Rehe beim Äsen beobachtet, zwischen den Gräbern. Außerdem ist das Tor 2 das mit Sicherheit eindrucksvollste, mit direktem Ausblick auf die Borromäuskirche und die Ehrengräber.

Spaziergang 10: Sommerresidenz Schloss Schönbrunn

Die Tour geht durch den Schönbrunner Schlosspark, beginnend bei der U-Bahn Hietzing und endend am Najadenbrunnen.

Auch hier ist es sicher besser, einfach selbst zu entdecken. Ich finde es zum beispiel Schade, dass der Aufstieg zur Gloriette nicht mit einbezogen wird, für mich einer der Eindrucksvollsten Wiens.

Am Ende folgen dann noch wichtige Informationen über Wien, wichtige Telefonnummern von Hotels, diplomatischen Vertretungen oder Taxizentralen. Am Ende kommt dann noch ein kleiner Atlas, sowie ein Stadtplan zum rausnehmen und ein U-Bahn Plan.


Aufmachung
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^
Die Aufmachung ist wirklich gut. Jeder Routenvorschlag wird sehr ausführlich auf mindestens 10 Seiten beschrieben und ist mit einer reichen Bebilderung versehen. Außerdem gibt es wirklich ausreichend Kartenmaterial, die Strecken zu finden sollte auch als Ortskundiger kein Problem sein.


Fazit
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^
Also wenn ich ehrlich bin, war ich doch ein klein bisschen enttäuscht, da ich mir irgendwie etwas mehr erhofft habe als die gängigen Touri-Auftriebs-Touren. Die Texte sind zwar wirklich schön geschrieben, aber mehr als eine Ergänzung für den normalen Reiseführer findet man hier nicht. Wenn man in Wien schon minimal rumgekommen ist, wird man die meisten dieser Touren schon gemacht haben. Als wir im Mai hier auf Wohnungssuche waren, hatten wir das in jedem Fall alles schon erledigt. 

Wenn man sich ein Buch namens "Wiener Spaziergänge" kauft, hat man von Wien vermutlich schon was gesehen, und will mehr sehen. Etwas, das hier leider gar nicht erfüllt wird.

Ich meine, klar ist es ganz interessant, während der Tour auf irgendwelche kleinen Details in den Hausfassaden hingewiesen zu werden, oder auf Schilder, dass hier das Wohnhaus von Mozart war. Aber irgendwie habe ich mir von "Wiener Spaziergänge" auch mal was außerhalb der gängigen Touristenpfade erwartet, aber leider nicht bekommen.

Daher gibt es von mir nur mittelprächtige 3 Sterne!

In diesem Sinne

Eure Anke

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen