Sonntag, 25. August 2013

Friedhof St. Marx: Einmal Mozart ganz nahe sein

Hallo Leute!

Der Wiener is a bissl Morbid. Das sagt jeder. Hier gibt es neben einem Bestattungsmuseum eine ganz besondere Begräbniskultur. Wenn man gefragt wird, wie man gekommen ist und sagt "Ich bin mit dem 71er gefahren" wird man besonders von alten Wienern irritiert angeschaut, das heißt nämlich im Volksmund so viel wie "Man ist gestorben".

Nun gibt es in Wien mittlerweile nur noch einen "richtigen" Friedhof in Wien Simmering. Aber viele alte Friedhöfe sind erhalten geblieben. Einer der schönsten liegt im 3. Bezirk...

Jugendstilfriedhof St. Marx
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Lage
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Der Marxer Friedhof liegt relativ nahe an der Südosttangente in der Nähe des Vienna Biocenter.

Mit den Öffis kommt man am leichtesten dorthin, indem man entweder die U3 bis Schlachthausgasse und dann die Straßenbahn 18 (bis St. Marx) nimmt oder den 71er, der von der Ringstraße aus fährt (ebenfalls bis St. Marx). Aber wie gesagt, den "71er nehmen" kann vom Wiener falsch verstanden werden, der fährt nämlich weiter zum Zentralfriedhof. Nee Unsinn, den kann man nehmen, das ist hier eben ein Sprichwort, weil früher auch die Leichen mit dem 71er transportiert wurden.


Geschichte
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Vor dem Anlegen des Zentralfriedhofes Ende des 19. Jahrhunderts gab es außerhalb der Stadtmauern fünf Friedhöfe. Nach der Josephinischen Reform wurden zahlreiche kleinere Friedhöfe geschlossen, die Gebeine exhumiert und nach St. Marx gebracht, um dort bestattet zu werden. Die erste Bestattung fand 1784 hier auf diesem sogenannten Biedermeierfriedhof statt.

Mit Eröffnung des Zentralfriedhofs 1875 war die Geschichte des Marxer Friedhofs beendet.


Mozartgrab
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Da es das Ziel Josephs war, die Toten von den Lebenden zu trennen, kam es auch so, dass es in den Anfangsjahren verboten war, richtige Gräber anzulegen oder sogar dem Leichenwagen zu folgen. So wurde 1791 Wolfgang Amadeus Mozart vermutlich auf dem Marxer Friedhof begraben.

So ist die Stelle, wo Mozart begraben ist, heute nicht mehr ganz exakt bestimmbar. Doch am höchsten Punkt des ansteigenden Friedhofes ist ein Grab mit einer Säule und einem trauernden Engel angelegt, das Mozart als Gedenkstätte dienen soll. Das Grab ist recht hübsch und auch immer schön bepflanzt. Und es ist mit Sicherheit eines der wenigen Gräber, das noch heute täglich besucht wird.

Gleichzeitig ist der Fakt, dass man die Stelle des Begräbnisses nicht exakt bestimmen konnte, Glück für den Marxer Friedhof. Als man nämlich den Zentralfriedhof anlegte, wollten die Wiener diesen nicht so recht annehmen. So exhumierte man Größen wie Beethoven, damit sie dort ihre letzte Ruhestätte finden. Das ging mit Mozart nicht, so dass sich bei den Musikergräbern am Zentralfriedhof nur ein Gedenkstein für Mozart befindet. Die wahren Gebeine sind aber noch immer auf dem Marxer Friedhof.


Was macht den Marxer Friedhof sehenswert?
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Sicher ist es nicht nur das Mozartgrab, was den Marxer Friedhof sehenswert macht. Meist ist hier auch nicht wirklich viel los, da sich die wenigsten Touristen bewusst sind und sich die Zeit nehmen, das Mozartgrab zu besuchen.

Für mich umgibt der Marxer Friedhof eine ganz seltsame Aura. Mit heute noch gut 5000 erhaltenen Gräbern, die alle aus einer Zeit von vor mehr als 100 Jahren stammen, strahlt der Friedhof eine seltsame Ruhe aus. Gleich am Anfang wird man darauf hingewiesen, dass man nicht auf die Gräber treten soll, da viele auch Einsturzgefährdet sind. Und so ist es auch. Viele der Gräber sind natürlich heute restauriert, aber dennoch, bei genauerem Hinsehen sieht man viele bröckelige Gräber und vor allem weiter hinten in den Reihen auch Grabsteine, die umgefallen sind. Dennoch wird dieser Friedhof erhalten. Und das fasziniert mich.

Auch wenn man sich sowohl die restaurierten als auch die nicht restaurierten Gräber anschaut, sieht man welche unglaubliche Kultur dahinter steckt. Teils steht die halbe Lebensgeschichte auf den Gräbern. Auf jedem zweiten Grab war jemand beruflich mit der k. u. k. Monarchie verbunden - vom Rittmeister bis hin zum Modelieferanten.


Fazit
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Wenn man mal länger in Wien ist, sollte man den Marxer Friedhof nicht auslassen. Er ist einfach traumhaft schön, strahlt trotz der nahen Tangente (Autobahn) eine Ruhe aus. Mich berühren immer die Geschichten, die auf den Grabsteinen erzählt werden. Die Grabinschriften, die alten Gräber, ich bin immer völlig fasziniert. Besonders schön ist es hier übrigens zur Fliederblüte, da duftet der ganze Friedhof und alles leuchtet.

Und spannend finde ich auch die Wiener, die hier herkommen zum Zeitung lesen oder sogar zum joggen. Sowas gäb es bei uns in Deutschland nicht. Wobei, wenn man ganz ehrlich ist, bei uns in Deutschland wäre dieser wunderschöne Friedhof so wahrscheinlich heute nicht mehr zu sehen.

Von mir gibt es klare 5 Sterne!

In diesem Sinne

Eure Anke


Impressionen

Mozartgrab












Un Tschüss - Mein persönlicher Liebling!







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